Orientalischer Abend in der Mediothek

Am Donnerstag, 19. April waren Geflüchtete und Einheimische in die Mediothek Pliezhauen zu einem „orientalischen Fest“ geladen. Mediotheksleiterin Karin Lorenz begrüßte ca. 50 Gäste und hieß alle willkommen, um miteinander zu essen, zu tanzen und um miteinander ins Gespräch zu kommen. Wegen der lauen Temperaturen konnte auch der Außenbereich der Bibliothek genutzt werden.

Zur Einstimmung trug sie eine orientalische Fabel vor, die veranschaulichte, dass wir uns erst ein Urteil über andere Menschen machen können und dürfen, wenn wir einander mit unseren individuellen Vorzügen und Schwächen wahrgenommen haben. Damit war die Notwendigkeit des gegenseitigen Kennenlernens zwischen Einheimischen und Geflüchteten als Motto des Abends geklärt.

Frau Lorenz betonte auch, dass vor allem wir Frauen großen Wert darauf legen, dass unsere hart erkämpften Freiheiten und Rechte von allen Geflüchteten anerkannt und respektiert werden. Ein syrischer Flüchtling aus Damaskus berichtete anschließend in recht gutem Deutsch von seinen Fluchtgründen und über sein Leben in Deutschland. „Ich bin nach Deutschland gekommen, weil in Syrien Krieg ist. Dort gibt es keine Sicherheit und keine Menschenrechte. Ich wollte nicht zum Militär gehen, weil ich kein Täter und auch kein Opfer sein wollte. Ich wollte auch nicht mehr in Syrien bleiben und dort auf den Tod warten.“

Er ist vor zwei Jahren ohne seine Familie hierher gekommen und wohnt inzwischen bei einer Pliezhäuser Familie, wo er sich sehr gut aufgehoben fühlt. Gerne würde er von eigener Arbeit leben, was aber aufgrund noch nicht genügender Sprachkenntnisse bisher nicht möglich ist. Er bat um Verständnis dafür, dass es vielen Geflüchteten schwer fällt, Deutsch zu lernen, solange sie sich große Sorgen um ihre Familie und um ihre eigene Zukunft machen müssen. Schwierig sei es auch, zu Deutschen Kontakt zu finden. Einfacher wäre es, wenn sie ein Zimmer oder eine Wohnung mit deutschen Nachbarn finden könnten.

Leider sprächen viele Einheimische oft von Flüchtlingen allgemein und wenn einer einen Fehler macht, werde das schnell auf andere übertragen. Schließlich wünschte er allen Deutschen und Geflüchteten, dass sie immer in Sicherheit, Frieden und Freiheit leben können und bedankte sich bei allen, die den Geflüchteten geholfen haben.

Ein leckeres und sehr liebevoll gestaltetes Büffet mit palästinensisch- syrischem Fingerfood, das von syrischen, afghanischen und schwäbischen Köchinnen und einem syrischen Koch vorbereitet worden war, fand begeisterten Zuspruch und bot Gelegenheit, beim gemeinsamen Essen und Trinken ins Gespräch zu kommen.
Nachdem alles „verputzt“ war, animierten orientalische Rhythmen zum Tanzen. Vor allem eine Gruppe syrischer Männer und ein paar mutige Frauen tanzten traditionelle syrische Reihen- und Kreistänze mit teilweise atemberaubender Schrittfolge und Tempo.

Damit fand der orientalische Abend bei immer noch frühsommerlichen Temperaturen ein harmonisches Ende.